Hängematten- vs. Bodensetup

Hängemattencamping – Philosophie, Vor- und Nachteile

Ist Hängemattencamping dem Zelt- bzw. Bodenschlafen vorzuziehen?

 

Grundsätzlich würde ich sagen, dass jede Zeit, die man draußen verbringt, gewinnbringend ist. Obschon ich unzählige Male meinen Rucksack gepackt habe, um rauszufahren, bin ich immer wieder aufs Neue überrascht, wie sich vom ersten Moment an die positive Wirkung der Natur bemerkbar macht und betone dies auch immer wieder gern. Ob man dabei wandert, Rad fährt, spaziert und/oder draußen schläft, dies im Zelt, unterm Tarp auf dem Boden oder in der Hängematte macht, ist wahrscheinlich sekundär. Wer jedoch auf den Outdoorgeschmack gekommen ist und equipmentmäßig bei null startet, kann vernünftigerweise abwägen, ob er erste Investitionen im Hängematten- oder Bodenschlafbereich tätigt. Ebenfalls interessant ist das Hängemattenthema auch für diejenigen, die auf dem Boden nicht den erholsamsten Schlaf bekommen. Gleichzeitig ist eine Hängematte natürlich auch über den Camping-/Schlafbereich hinaus ein guter Freund und kann super in sämtlichen Picknick-, Entspannungs- oder Urlaubszenarien Einsatz finden.
Jedoch gilt es über verschiedene Sachen nachzudenken und verschiedene Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen.
Für die folgenden Überlegungen, könnte man einmal annehmen, dass man sowohl im Zelt- bzw. Bodenbereich als auch Hängemattensektor ungefähr ähnliche Spielräume und Möglichkeiten hat, was Gewicht, Packmaß und Preis angeht. Zwar gibt es je nach Komfortmaßstäben und Herstellern Varianzen, jedoch können diese hierfür außer Acht gelassen werden, da es in beiden Fällen möglich sein sollte, komfortabel, wettergeschützt und solide unterwegs zu sein. Ebenfalls sollte es sowohl für Boden als auch für Hängemattenausrüstungen möglich sein in verschiedenen Preisklassen Produkte zu finden.

Ungleich zu einem Zeltsetup bedarf es bei einer Hängematte natürlich mindestens zweier Bäume. Trivial, aber das wird insofern relevant, als dass verschiedene Landschaftstypen nicht immer ausreichenden Baumwuchs aufweisen und man z.B. bei mehrtägigen Wanderungen durchaus solche Gebiete stoßen kann. Wer also eine Alpenüberquerung plant, erwägt vielleicht lieber andere Schlafmöglichkeit als eine Hängematte.
Auf der anderen Seite finden wir zumindest im europäischen Raum durchaus viele bewaldete Gebiete, in denen es wiederum viel leichter zwei passende Bäume zu finden gibt, als eine ebene Liegefläche. Gerade für ein Zwei-Personen-Zelt wird man oft deutlich länger eine solche ebene Liegefläche suchen, als man zwei Bäume findet.
Weiterhin stehen einem überhaupt für den Aufbau einer Hängematte im Wald deutlich mehr Optionen zur Verfügung, da man auch auf abschüssiges Gelände zurückgreifen kann, was für den Zelt- bzw. Bodenaufbau gar nicht erst in Frage kommt. Gleichzeitig eröffnen sich gerade bergab beste Aussichten wie z.B. auf Seen oder Täler.

Neben der Ebenheit des Untergrunds spielt für Bodenschläfer natürlich auch die Beschaffenheit desselben eine Rolle. Zwar können moderne aufblasbare Isomatten auch bei hartem Boden noch bequem sein, jedoch stößt man bei herkömmlichen Isomatten schnell auf Probleme.
In diesem Zusammenhang ist ebenfalls das Thema der Feuchtigkeit des Bodens zu bedenken, die einem in der Hängematte nicht tangiert. Auch sämtliches Boden-Krabbeltier wird euch in der Hängematte nicht besuchen.

 

Gleichermaßen muss man bei der Aufhängung von Hängematten ebenfalls auf verschiedene Dinge achten. Auch hier kommt es z.B. auf die Beschaffenheit der Bäume an. Man wird oft erleben, dass Bäume zu dünn sind oder sie zu nah aneinander stehen. Obschon Bodenfeuchtigkeit und Bodenbeschaffenheit weniger eine Rolle spielen, fällt vielleicht der Wind mehr ins Gewicht. Zwar muss man wegen des Windes im Wald immer auf tote Äste über einem achten und diese Stellen unbedingt für dem Lageraufbau vermeiden, jedoch ist man in der Hängematte auf Grund der Höhe etwas exponierter als am Boden und somit etwas windanfälliger. Da der Wald jedoch natürlicher Windschutz ist, macht es daher Sinn, an windigen Tagen tiefer in den Wald zu gehen.

Unabhängig von sämtlichen Umständen muss man natürlich sowohl im Boden-, als auch im Hängemattenbereich mit seiner Ausrüstung gewappnet sein. Hierbei gilt es in beiden Fällen gegen Regen, Wind, Kälte und Moskitos geschützt zu sein.
Ein Tarp schützt einen gegen Regen und Wind und ist somit unabdingbar. Im Bodenbereich ist die Auswahl an Tarps größer und man braucht unter Umständen nicht so ein großes Tarp wie für eine Hängematte, da die Gesamtlänge einer richtig dimensionierten Hängematte die der reinen Bodenliegefläche übersteigt. Während man für ein Bodenaufbautrap mit einer 3-Meter-Länge auskommt, benötigt man für eine Hängematte ca. 3,40m oder in Sonderfällen sogar bis zu vier Metern. Hingegen würde sich dieses Mehr an Gewicht relativieren, da man sich mit einer Hängematte nicht mit einer extra Bodenplane gegen Feuchtigkeit von unten schützen muss. Einen Gewichtsvorteil hätte man in diesem Rahmen nur, wenn man auf eine Bodenplane verzichtet. Auch der technische Fortschritt spielt einem in die Karten, da Materialien wie Silpoly (silikonbeschichtetes Polyester) oder Dyneema so leicht sind, dass eine Gewichtsdifferenz relativ gering ausfällt.
Ein größeres Tarp bedeutet jedoch im Zweifel auch nicht nur Nachteile, da man natürlich auch mehr Platz darunter findet und bei schlechtem Wetter z.B. deutlich bequemer Kochen kann. Und falls man nicht genötigt ist, mit seinem Gepäck oder den Schuhen, in denen man den ganzen Tag gewandert ist, zu kuscheln, dürfte sich das auch nicht zu seinem Nachteil auswirken.

Als zusätzlichen Hängemattenschutz gegen Regen sollte man seine Hängematte mit Driplines ausstatten, um das von den Bäumen herunterlaufende Wasser zu stoppen und so zu verhindern, dass dieses auf die Hängematte läuft. Der Gewichtsmehraufwand ist allerdings zu vernachlässigen, da diese maximal ein paar Gramm wiegen.
Im Isolationsbereich sind bewegen sich beide Varianten in etwa auf Augenhöhe. In der Hängematte schütz einen eine Kombination aus Under- und Topquilt, während dies auf dem Boden eine Isomatte und ein Schlafsack tut. – Idealerweise benutzt man auch auf dem Boden ein Topquilt, da ein Schlafsack dort seine Isolationswirkung verliert, wo man auf ihm liegt und man daher unnützes Gewicht mit sich rumträgt.
Auch beim Schutz gegen Mücken und anderen Insekten kommt man in beiden Fällen nicht um ein Moskitonetz herum. Hier gibt es jeweils verschiedene Möglichkeiten. So lassen sich sowohl 360Grad-, als auch partielle Varianten realisieren, die sich dann natürlich im Gewicht und dem Schutzgrad bzw. Komfort unterscheiden.

 

Einer der wesentlichsten Punkte bei dieser Erörterung bewegt sich um das (Lebens-)Gefühl, welches man spürt, wenn man in einer passenden Hängematte in der Natur liegt. Zwar muss man erst auf gewisse Art lernen diesem System zu vertrauen, da es nicht ein Bett ist, indem man liegt, jedoch sollte dieser Prozess nicht schwerfallen.
Hier sei auch nochmal betont, dass ein schöner Fleck Natur natürlich auch auf dem Boden schlafend eine sehr aufladende Wirkung hat, jedoch kleine Unterschiede hier zu der Gesamterfahrung beitragen. Wie schon oben betont, tragen größere Niederlassungsmöglichkeiten im Wald durchaus dazu bei, dass man eher einen Spot findet, an dem die Aussicht überragend ist. Dabei ist das über dem Boden schweben und das höhere Niveau insofern relevant, als dass man sich nicht erst aufrichten muss, um die Umgebung wahrzunehmen.
Wenn man bei der Zusammenstellung seiner Hängematte auf die richtige Stoffwahl und Größe achtet und den Aufhängungsprozess verstanden hat, so kommt der Komfort, der sich dabei einstellt, deutlich zum Tragen.
Gleichzeitig kann eine Isomatte zu einem vertrauteren bettähnlichen Gefühl führen und somit von manchen präferiert werden. Auch auf einem schönen Moosboden zu liegen kann sehr wohltuend sein.
Das Schlafen in einer Hängematte kann durch eine andere Art der Entlastung der Rückenwirbel auch zu gesundheitlichen Vorteilen führen.

 

Ein weiterer Punkt, der sich in Bezug auf dieses Thema erwähnen lässt, ist der des Aufbauens. Schon zu Anfang der Erörterung kam zur Sprache, dass man für eine Hängematte notwendigerweise zwei Bäume braucht. Insofern man sich auf dem Boden mit einem Tarp vor Regen schützen muss, muss man auch das Tarp befestigen. Hier kämen natürlich auch Bäume in Frage. Gleichzeitig ist dies Für den Bodenfall nicht unbedingt notwendig, da man zum Spannen des Tarp u.U. nur einen Baum braucht oder seine Trekkingstöcke benutzen kann. Hier wäre man aber, analog zur Hängematte, auch abhängig von Bäumen oder Trekkingstöcken. Wer diese für Wanderungen nicht benutzt, braucht also genauso mindestens einen Baum. Fairerweise sei erwähnt, dass man mit einer Isomatte viel leichter auf schon existierende Unterschlupfsöglichkeiten wie Hütten, Vordächer etc. zurückgreifen kann.
Wenn man eine nicht aufblasbare Isomatte benutzt, sollte man für den Aufbau seines Lagers etwas weniger Zeit benötigen, als wenn man eine Hängematte aufhängt. Ist man jedoch mit seinem Hängemattensystem vertraut, wird sich die Zeit für das Setup nicht wesentlich zum Aufblasen einer Isomatte unterscheiden. Ein Zelt aufzubauen dauert in den meisten Fällen mindestens so lang, wie eine Hängematte aufzuhängen.

In jedem Fall bietet es sich an, dass man mit allen nötigen Handgriffen vertraut ist, da es z.B. bei Wettereinbrüchen schnell gehen muss. Ein weiterer Faktor, der beim Aufbau dazukommt, ist der der Konzentrationsfähigkeit, die u.U. nach einem strapaziösen Outdoorabenteuertag deutlich geringer ist, als bei einem Picknick.

Festhalten lässt sich also, dass auf jeden Fall im Vorfeld abwägen sollte, ob es auf seiner Reise immer ausreichend Bäume gibt, um eine Hängematte aufzuhängen und dass es durchaus Regionen gibt oder man im Verlauf seiner Reise auf solche stößt, in der Hängematten gar nicht zum Einsatz kommen können.
Umgekehrt können Hängematten z.B. in Urlaubs- oder Entspannungsszenarien viel interessanter sein, da es dem Ausflug eine entspannte Qualität verleiht, die ohne Hängematte gar nicht da wäre. Man besäße also einen Ausrüstungsgegenstand, der sowohl für das Draußenschlafen als auch für Festivals oder Picknick gute charakterliche Eigenschaften entfalten würde, die eine Isomatte nicht hätte.
Auch wäre es durchaus möglich längere Outdoorreisen so zu planen, dass Regionen, in der es keine Bäume zu aufhängen gibt, vermieden werden oder überhaupt eine Wanderreise plant, um in der Hängematte zu schlafen, weil es bequem ist.
Des Weiteren kann man, insofern man im Besitz einer Hängemattenausrüstung ist, diese um eine Isomatte erweitern und einem ist dann mit Tarp und Topquilt möglich auch auf dem Boden zu übernachten.



 

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